Der Menzenschwander Geißenpfad

Am Oberlauf von Krunkelbach und Alb

Im Bereich der Tourismusorganisation „Hochschwarzwald“ sprießen die Genießerpfade, zu denen sich nun der Menzenschwander Geißenpfad gesellt. Auf 10 km  mit überschaubaren Auf-und Abstiegen bietet sich dem Wanderer ein beeindruckendes Landschaftsbild. 

 

Das Deutsche Wanderinstitut hat den Wanderweg als „Genießerpfad“ zertifiziert und somit dafür gesorgt, dass schon vorhandene Wege zu einer neuen Attraktion für Liebhaber des Schwarzwaldes wurden. Abwechslungsreiche Nah-und Fernsichten, zahlreiche Ruhebänke mit Aussicht, interessante geologische Besonderheiten wie Überbleibsel der Gletscher, die vor 100 000 Jahren die Oberläufe von Krunkelbach und Menzenschwander Alb formten, sowie die Uranvorkommnen am Rappenfelsen, weite Weiden mit ihren Ziegen und Hinterwälder Rindern , die nicht nur für die Offenhaltung der Weiden verantwortlich sind, sondern  auch mit ihrem Käse und dem Fleisch vom „Hinterwälder Weiderind“ in den nahe liegenden Gasthöfen beste regionale Küche bieten.

 

Der versprochene „Genuss“ ist allenthalben Wirklichkeit, nicht nur für die Sinne, sondern auch mit vielen Informationstafeln für den Geist.

Start/Ziel: 79837 St.Blasien-Menzenschwand, Wanderparkplatz Mösle in Hinterdorf

Wegstrecke: 10 km

Wanderzeit: 3-4 Stunden

Wegbeschaffenheit: überwiegend Pfade und Forstwege

Besonderheiten: Der Weg ist nicht barrierefrei und  im Winter nicht geräumt.

Nützliche Informationen und Tipps

Hinweise zu Touristenbüros: www.tourismus.stblasien.de

www.hochschwarzwald.de

Kartenmaterial: Freizeitkarte Lörrach, 1:50 000, Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung, Stuttgart ISBN 978 3890 216010

 

Anreise:

mit dem PKW:

 von Freiburg: B 31 Titisee-Neustadt - B 500 bis Aha - L 146 Aha -  Menzenschwand  

mit ÖPNV:

 DB 727/728 Freiburg - Seebruck, Bus SBG 7319/7321 Seebruck - St.Blasien -  Menzenschwand

mit dem PKW:

 von Basel: B 317 Lörrach -Todtnau-Geschwend, L 149 Geschwend - St.Blasien, L  146 St.Blasien - Menzenschwand-Hinterdorf

mit ÖPNV:

SBB S 6 Basel - Zell im Wiesental, SBG 7300 Bus Zell  im Wiesental -  Todtnau-  Geschwend, SBG  7321 Todtnau-Geschwend - Todtmoos- St.Blasien, SBG 7321 St.Blasien - Menzenschwand-Hinterdorf, 

 

Einkehr/Verpflegung:

 

Café&Berg-Beizle "Zum Kuckuck", Hinterdorfstraße 58, 79837  Menzenschwand, Tel. +49 7675 9297975, e-mail: info@kuckuck-  schwarzwald.de, Webseite: www.kuckuck-schwarzwald.de

Ruhetage Mo und Di

 

Hotel-Café-Restaurant Lärchenhof, Am Fischrain 6, 79837 Menzenschwand  Tel.+49 7675 283, e-mail: info@hotel-laerchenhof.de Webseite: www.hotel-laerchenhof.de

Ruhetag Di, bei vorheriger Anmeldung für Gruppen geöffnet

 

Sonstiges: 

Der Wanderweg ist nicht barrierefrei, im Winter nicht geräumt. Festes  Schuhwerk  wird empfohlen. 

Ausführliche Tourenbeschreibung

Über den Schwarzberg zum Menzenschwander Wasserfall

 

Am Wanderparkplatz (880m) gibt eine Hinweistafel die wichtigsten Informationen zu der Rundwanderung, eine Metall-Geiß lässt keinen Zweifel, dass wir uns am Beginn des Geißenpfades (Hochdeutsch: Ziege) befinden. Wir nehmen die Strecke gegen den Uhrzeigersinn – der Anstieg auf den höchsten Punkt der Wanderung (1062m) im Gewann „Im Geschweih“ kann morgens noch bei aufgehender Sonne bewältigt werden, so dass sich die Hitze in Grenzen hält.

Nach Überquerung der Brücke über die Menzenschwander Alb gehen wir in Richtung Hinterdorf und biegen links in den Schwarzbergweg ein, dem wir nun  - anfangs auf Asphalt, dann auf einem schmalen und bisweilen felsigen Pfad  -stetig ansteigend folgen. Ein Blick auf das Tal des Krunkelbachs mit dem Herzogenhorn (1415m) im Hintergrund sowie auf den Talkessel der Menzenschwander Alb mit dem Feldberg zeigt uns das heutige Programm, wir umrunden die Talenden von Alb und Krunkelbach. Der Pfad zieht durch das Weidfeld am Schwarzberg , das dem Wald durch Beweidung abgerungen worden ist und noch heute die größte Weidfläche der Gemarkung ausmacht. Einzelne Buchen und Fichten und felsige Partien mit großen Granitblöcken lassen den Aufstieg nicht langweilig werden. Wir lernen, dass wir uns im „wilden Feld“ bewegen – eine Weidefläche ohne Düngung, im Gegensatz zum „zahmen Feld“, das wir weiter unterhalb gegen des Albtal an seinem satten Grün erkennen – Folge von regelmäßiger Düngung. Das wilde Feld ist das Gebiet vor allem der Ziegen, die dafür sorgen, dass die Fläche nicht mit Büschen und Bäumchen zuwachsen.

Wir erreichen schließlich den höchsten Punkt und wenden uns nach links, einem  für den Schwarzwald so typischen breiten Holzabfuhrwege abwärts folgend ins Tal der Alb. Ein Blick auf den breiten Talgrund zeigt, dass wir uns im Staubereich eines ehemaligen Gletschers befinden, dessen Überbleibsel noch in Staunässe und sumpfigen Wiesen zu sehen sind. Wir werden dem Gletscherende nach Umrundung des Talschlusses der Alb näherkommen.

Zunächst aber geht es nach rechts, wieder auf einem breiten Fahrweg. Von den bewaldeten steilen Hängen rechts von uns stürzen wasserreiche Bäche geradewegs zu Tal, um dort der Alb zum Rhein und  in die Nordsee zu folgen. Wir folgen dem Weg und treffen einen ersten, üppig ausgestatteten Ruhepunkt – „Flößers Rast und Titlisblick“, ein Ensemble von Baumstämmen und Holztischen, die zum Verschnaufen einladen. Der Blick auf  den Titlis (Alpen) im Süden macht seinem Namen alle Ehre, entschädigt er doch den Schwarzwaldwanderer, der gerne und häufig auch die Alpensicht sucht, die aber im Menzenschwander Tal selten ist.

 

Der Weg geht weiter bergauf und wendet sich der Markierung folgend nach links, überquert die Alb und erreicht auf einem schmalen Pfad die nächste Attraktion, „d’Wälder Schneck“ ,wiederum eine Holzinstallation mit Ruhebänken. Der Name „Schneck“ bezieht sich auf eine Folge von Baumstämmen, die in Schneckenform auf einer Lichtung aufgestellt sind. Nun ja, wer`s mag. Anschließend passieren wir einen Kohlenmeiler, der noch  aktiv sein könnte. Eine Erinnerung an einen wichtigen Erwerbszweig im waldreichen .Schwarzwald mit seiner Holzkohleproduktion, die für die Eisenschmelzen im Tal der Alb lebenswichtig waren. Heute wird hier Holzkohle eher als Brauchtum zur Freude der Touristen produziert. Bevor  wir weiter  über die spätmittelalterliche Wirtschaft  sinnieren, treten wir wieder auf einen der üblichen Forstwege und folgen ihm nach links.

 

Nun nähern wir uns der ersten Hauptattraktion der Wanderung, der Menzenschwander Kluse, einem Ensemble von End-und Grundmoränen, die während der Eiszeit vor 100 000 Jahren vom Feldberggletscher geschaffen wurden und nach dessen Abschmelzen als Schotter übrigblieben. Natürliche Wälle aus Schottern liegen quer zum Tal und stauen das Grundwasser an. Bei der Endmoräne ist vor dem Abfluss der Alb ein kleiner Teich zu sehen, Überrest einer „Kluse“. Hier wurde das Wasser aufgestaut, um dann mit einem Schwall das geschlagene Holz aus den Wäldern ringsum als Brennholz zu Tal zu triften (zu flößen), was für das Kloster St.Blasien und die Städte am Hochrhein von großer  Bedeutung war.

 

Weiter geht es auf dem Fahrweg, nach einem von links kommenden weiteren Fahrweg biegen wir nach rechts auf einen Weg bergauf ab, dem wir ohne nach rechts oder links zu schauen bis an sein Ende folgen, wo wir auf eine neue „Sensation“ stoßen, das „Chäselong dü Boah“, ein Bauernsofa mit weiteren Sitzmöglichkeiten aus Knüppelholz und Baumstämmen. Der Reiz dieses Orts liegt in seiner überwältigen Aussicht auf das  Tal und die umliegenden Bergzüge.

 

Nach einer kurzen Pause gehen wir den Weg zurück und biegen bei der ersten Gelegenheit nach rechts auf einen steilen und ruppigen Pfad ab, der uns mit einem kleinen Schwenk nach links auf einer Asphaltstraße zur zweiten Hauptattraktion bringt, dem „Menzenschwander Wasserfall“ und der sich anschließenden Schlucht. Hier stürzt  die Alb über eine Stufe ins Tal und bildet dabei eine von senkrechten Felsen gebildete Schlucht, bevor sie in der Ebene des Brühl – einem nässenden Wiesengrund am Zusammenfluss von Alb und Krunkelbach, wieder zur Ruhe kommt.

 

Wir steigen auf gesicherten Treppen in die Schlucht hinab und fragen uns, wie eine derartige Eintiefung entstehen konnte. Die Antwort liegt wieder in der Geschichte der Gletscher, die die Täler von Alb und Krunkelbach ausfüllten. Da der Gletscher des Krunkelbachtals weitaus höher das Tal ausfüllte, staute sich der Albgletscher. Nach dem Rückzug der Gletscher stürzten sich die Wassermassen des alten Albgletschers über die Stufe ins Krunkelbachtal und sägten die Schlucht in den anstehenden Granit. Beeindruckend – und touristenfreundlich, wird doch die Klamm in den Sommermonaten abends mit Scheinwerfern beleuchtet.

Am Ausgang der Schlucht lockt das „Berg-Beizle Kuckuck“ zu einer größeren Pause mit Stärkung.

 

Wiesen, Weiden und Uran

 

Wir folgen dem Wanderweg nach Westen und wandern überwiegend entlang einer Trockenmauer, die das „zahme“ Feld vom „wilden“ Feld trennt, rechts das wilde Feld, das sich die Hänge hoch zum Rappenfelsen zieht, durchsetzt von Weidbuchen und Fichten sowie zahlreichen Sträuchern, links das zahme Feld mit seinen Wiesen, die nicht nur als Weide dienen, sondern auch zur Heugewinnung. Wir lernen, dass Bullen auf dem zahmen Feld ein extra Quartier mit Zäunen haben und sind froh, dass unsere Wanderung nicht durch die Bullenweide führt

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Auf dem aussichtsreichen Weg gelangen wir zur dritten Attraktion des Wanderwegs, Quellen, deren Wasser aus dem Rappenfelsen dem Krunkelbach entgegen fließt, Quellen, die noch die letzten Zeugen des Uranabbaus darstellen. Bis 1991 wurde das uranhaltige Gestein des Rappenfelsens auf neun Sohlen aus dem Berginneren der Grube Krunkelbach gefördert, mit einem Urananteil von 0,7 %. Insgesamt wurden aus dem Bergwerk 100 000 t Uranerz gefördert. Nach Stilllegung des Abbaus, der nach langem und zähem Widerstand der Bevölkerung schließlich verfügt wurde, wurde das Bergwerk geflutet, übrig geblieben ist Radon und Fluorid haltiges Quellwasser, das in zwei Quellen, dem Martinsbrunnen für Radon haltiges Wasser zu medizinischen Zwecken und dem Fluorid haltigen Wasser aus der Barbaraquelle für das Thermalbad Radon Vital in Menzenschwand.

Der Martinsbrunnen ist zu erreichen, wenn man vor der so genannten „Floriansquelle“ nach links auf einen nicht beschilderten Weg abzweigt.

Ich frage mich, warum der Wanderer nicht auf den Martinsbrunnen gelenkt wird, sondern sich mit einer Informationstafel an der Floriansquelle begnügen muss. Vielleicht doch etwas Angst, dass die Besucher von Menzenschwand angesichts des Wortes Uran leichte Panik bekommen könnten. Das wirkliche Risiko liegt in der Tatsache, dass bei entsprechenden politischen Gründen die Grube wieder angefahren würde, immerhin sind noch geschätzte 227 t Uran U3O8 im Berg.

 

Wir überqueren den Krunkelbach, der vom Herzogenhorn und Spießhorn herunter kommt, gelangen nach wenigen Metern durch Wald wieder auf eine Fahrstraße, diesmal mit Asphalt, der wir nach links nur kurz folgen, um dann auf einen Pfad nach rechts zu wechseln, der uns entlang einer Trockenmauer führt. Allerdings ist der Ausflug auf einen fußfreundlichen Pfad nur kurz  wir kehren nach etwa 200 m wieder nach links auf das Asphaltsträßchen zurück.. Sicher ein Beitrag der Planer, um die Qualität des Wanderwegs zu fördern und zertifizierungsfähig zu machen – sind doch längere Asphaltsträßchen bei Premiumwegen möglichst zu vermeiden.

 

Zügig streben wir auf dem Asphalt abwärts dem Ziel entgegen, bei einer Hütte biegen wir noch einmal nach rechts auf einen nicht asphaltierten Weg ab, der uns nun mit entspannten Blicken auf unsere Wanderung zurück zum Parkplatz führt.

Bleibt die Frage, wo denn die Ziegen sind. Ich bin die Strecke Ende April und Mitte Mai abgelaufen. Im April war im Menzenschwander Tal noch Vorfrühling, dafür aber konnte ich eine Ziegenherde Mitte Mai auf einer Weide oberhalb des Mösleliftes sichten. Im Sommer wird der Wanderer mit Sicherheit nicht über Ziegen-und Rindermangel auf den Wiesen und Weiden klagen. Allerdings ist dann Vorsicht geboten, wenn Weidfelder mit Rinderbesatz durchquert werden, eine vorsichtig-freundliche Distanz zu den Tieren ist sicher angebracht.

 

Resümee: Eine lohnende Wanderung mit wunderbaren Landschaftseindrücken, gut markiert, überschaubaren An-und Abstiege, vielen interessanten Informationen und einer guten Gastronomie. Die Möblierung der Landschaft scheint mir etwas übertrieben.